DURCH DIE CANTERBURY PLAINS

Schafe, Felder & Gravel Road

Als wir von Little River wieder mit dem kompletten Gepäck aufbrachen, fühlte es sich an wie am ersten Tag: wacklig, unsicher und langsam. Trotzdem genossen wir die Fahrt, mit Blick Richtung schneeweiss bezuckerte Berge. Dort wollen wir hin.  Jawohl.

Die nächste Etappe führte uns nach Coes Ford und zu unserem ersten DOC Free Camping. Mehrheitlich radelten wir denselben tollen Fahrradweg wie bei der Hinfahrt aus Christchurch. Da das Wetter nun anders war, sahen wir jedoch alles in einem neuen Licht.

 

Als wir Coes Ford hinter uns liessen und uns nach Rakaia Gorge aufmachten, folgte uns der Regen. Bald mussten wir den Highway No.1, der die Autolawinen in Richtung Süden spühlt, überqueren und waren unglaublich froh dies einerseits überlebt zu haben und anderseits nicht dieser Strasse folgen zu müssen.

 

Trotz nassem Wetter genossen wir die Fahrt, sangen Lieder oder besser gesagt Refrains :-) oder genossen einfach die Aussicht. Da kam schon die nächste Herausforderung "Gravel Roads". Als wäre es nicht schon schwer genug die Kontrolle über das Fahrrad zu behalten, mussten wir den ganzen Ballast noch über die kiesige und holprige Strasse balancieren. Wir kamen nicht viel schneller als im Schritttempo voran. Jedesmal wenn Asphalt in Sichtweite kam, konnte man einen lauten Jubelschrei vernehmen, der meistens nach 500m  wieder mit der nächsten "Gravel Road" belohnt wurde. :-)

 

Dann fuhren wir an einem Strassenschild des kleinen Ortes Horarata vorbei. Da stand so etwas im Sinn von: "Do not leave town without Pie." Das musste man uns nicht zweimal sagen. :-) Das Wundervolle am Fahrrad fahren ist, das man noch mehr essen kann als sonst schon. 

Am späten Nachmittag traffen wir in der Rakaia George ein. Die Landschaft dieses Ortes gefiel uns auf Anhieb. Dann kam die allabendliche Routine, die da hiess alles auspacken, Zelt aufstellen, Luftmatratze aufblasen, Abendessen kochen, ausdehnen nicht vergessen und dann erschöpft ins Bett fallen.

 

Tags darauf erkundeten wir die Umgebung. Nicht all zu lange unterwegs und schon alle Vorräte aufgegessen, liess uns der Hunger wieder umkehren. Dafür haben wir auf unser Erkundungstour im Nirgendwo ein Restaurant gefunden. In welchem wir den ganzen Rest des Tages verbracht hatten. Man gönnt sich ja sonst nichts ;-), daher begannen wir zuerst mit einem Dessert und Kaffee, etwas Tagebuch schreiben und recherchieren, gefolgt von einem genüsslichen Feierabend-Bier, anschliessend liessen wir uns unser Christmas-Dinner (im Nachhinein dazu erkoren ;-) mit Surf 'n Turf Beef bzw. Lachs mit einer Flasche guten Weins schmecken, dann nochmals Dessert und Kaffee und das Ganze mit einem kleinen Abendspaziergang mit wundervoller Aussicht abschliessen.

Am Tag vor unserem Aufbruch aus Rakaia Gorge erfuhren wir im Restaurant das bei unserer Abreise am nächsten Tag über 35°C erwartet würden. Grund dafür war ein Windwechsel zum nor-westerly, des Nordwestwindes, der in Canterbury trockenes und heisses Wetter bringt und bei uns dem Föhn entspricht. Das Einsetzen des Windes in der Nacht bescherte uns aufgrund seiner Heftigkeit eine fast schlaflose Nacht. Für diejenigen welche das von Openair Campings her kennen, war Martin's Beschreibung: "Es fühlt sich an als würde alle 10 Minuten ein "Angetrunkener" sich aufs Zelt legen und dann johlend heruntertrollen."

 

Trotz wenig Schlaf gingen wir früh los und es wurde ein wundervoller Tag. Zum ersten Mal fühlte sich an diesem Morgen das aufs Velo steigen und losfahren richtig gut an, so als wäre alles an seinem richtigen Platz. Der Zeitpunkt schien gekommen zu sein wo wir uns an unser Fahrrad und vor allem an das Gepäck gewöhnt haben. Des weiteren lernten wir die tolle Seite des Windes kennen: Rückenwind. So muss es wohl auf einem Elektrobike sein. Wir konnten die Landschaft bestaunen und einfach durch die Gegend cruisen ohne grossen Pedalenaufwand. Wie schön, so haben wir uns das vorgestellt. :-)

 

Eine Kaffee-Pause einlegen um zu beschliessen das wir über unser heutiges Ziel hinausschiessen und uns vom Wind treiben lassen. So kamen wir glücklich und erfrischt vom Bad im kalten Rangitata River nach 80 km Fahrt in Geraldine an.

In Geraldine wurden wir Zeugen eines Wetterwechsels, der selbst für Neuseeland als ungewöhnlich krass bezeichnet werden kann. Auf die 36°C des Vortags folgten 13°C und ganztägiger Regen. Nicht ideal zum weiterfahren daher blieben wir und begaben uns in ein altehrwürdiges Kino, welches mehr Sofas als Stühle besass und punkto Bequemlichkeit nach Nachahmung in der nördlichen Hemisphäre schreit.

 

Dann ging es weiter nach Fairlie, dummerweise gab es hier keine Ausweichmöglichkeit mehr zur Hauptstrasse. Die hügelige Strasse zerrte an den Kräften und die unzähligen Autos zum Ferienbeginn der Kiwis, die beladen mit Booten und Bikes oder beidem, in viel zu hohem Tempo uns knapp überholten raubten uns die Nerven. Passend dazu hatten wir auch auf dieser Strecke die erste Panne unserer Reise, die wir am Strassenrand beheben konnten.

 

Der Campingplatz in Fairlie ist einer der angenehmsten, dem wir bisher begegnet sind. Wir blieben den Weihnachtstag in Fairlie, da der Verkehr den Höhepunkt erreichte. Genossen unsere Bleibe mit spazieren, durch Dorf schlendern, kochen (mit freundlicher Unterstützung des im Camping angelegten Kräutergartens), waschen und Gepäck auslegen und neu sortieren.

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