MACKENZIE COUNTRY 

BERGE, SEEN & STEPPENLANDSCHAFT

Von Fairlie mussten wir nochmals der Hauptstrasse folgen, umgingen den Verkehr aber durch frühes Aufstehen am Weihnachtstag ziemlich gut. Als Krönung dieser Etappe erwartete uns der erste von vielen Seen dieser Gegend, Lake Tekapo, und wunderbare Sicht auf die Alpen. Landschaftlich ist Lake Tekapo "breathtaking" und dies nicht nur für erschöpfte Velofahrer. Verglichen mit den Canterbury Plains empfanden wir es hier aber als extrem touristisch. Dies zog sich überall durch, im Café, im Restaurant oder auf dem Campingplatz. Wie zu häufig, wenn ein spektakulärer Ort von raue Massen von Touristen gestürmt wird, nimmt die Qualität des Services ab. Ein Mix von Massenabfertigung und Gewinnmaximierung hält Einzug, während Freundlichkeit und Atmosphäre abhanden kommt.

Wenn auch die Gastfreundlichkeit Potenzial nach oben hatte, über fehlende Möglichkeiten zur aktiven Betätigung kann man sich in dieser fantastischen Umgebung wahrlich nicht beklagen. So schnürten wir wieder einmal die Wanderschuhe und bestiegen Mt. John. Dort oben befindet sich eine Sternwarte von internationalem Format und ein kleines Café mit grossartiger 360° Panoramasicht. Schon dafür lohnt sich der stündige Aufstieg. Wem dies zu anstrengend ist, der kann auch mit dem Auto hochfahren. Entsprechend hatte es viele Leute oben, aber das kann der tollen Aussicht nichts anhaben.

Die Reise ging weiter zum Lake Pukaki mit dem Mt. Cook im Hintergrund. Die Abkühlung unterwegs im überblauen Wasser des Sees war für die zwei überhitzten Geschöpfe eine wahre Wohltat. Wir passierten unzählige idiotische Fahrradschranken, bei welchen wir unser ganzes Bagage ab- und dahinter wieder aufladen mussten, kilometerlange Lachsfarmen entlang des Tekapo-Pukaki-Kanals, entspannten uns in einem wohlriechenden Lavendelfeld und wechselten das erste mal einen Fahrradschlauch. Danach lernten wir die Tücken des Gegenwinds kennen und näherten uns Mt. Cook Village im Schritttempo, derart stark bliess es uns entgegen. Es war enorm kräfteraubend gegen den Nor-westerly Föhnsturm anzukämpfen. Das einzig Positive war, dass wir länger die spektakuläre Landschaft geniessen konnten. :-)

Mt. Cook Village besteht eigentlich nur aus Übernachtungsmöglichkeiten aller Preisklassen und alle muss man in der Hochsaison vorbuchen. Selbst der Campingplatz war riesig, er wirkte wie eine Zeltstadt und man fühlte sich wie auf einem Festival. Glücklicherweise fanden wir problemlos noch ein ruhiges Plätzchen mit grossartigem Ausblick.

Von da aus unternahmen wir eine kleine Wanderung über Hängebrücken zu einem Gletschersee. Lockerten unseren strapazierten Beinen auf in dem wir durch diese eindrückliche Landschaften spazierten. Der See war diesmal selbst uns (Martin ;-) zu kalt zum baden,  ein Fussbad mit Aussicht auf die schwimmenden Eisschollen musste aber schon sein. :-)

Der Alps to Ocean Trail (A2O), welcher gleich bei unserem Campingplatz startet, gab uns einen neuen Impuls und wir entschieden ihm zu folgen. So einfach dies auch in der Theorie tönte, gestaltete es sich in der Praxis nicht. Die Beschilderung hörte plötzlich auf und wir fanden uns auf dem Rollfeld des kleinen Flughafens wieder. Uns wurde dann auch klar warum, da es keine Brücken über die wildtosenden Flüsse gibt, wäre hier ein Helikopterflug angestanden. Da aber weder das bewölkte Wetter noch die den Geldbeutel heftig belastenden Preise dafür sprachen, radelten wir den gleichen weg wie beim Hinweg wieder runter. Den Gegenwind hatten wir dennoch, da das Wetter auf Southerly gewechselt hatte immer noch, nur nicht mehr als warmen Föhnwind sondern begleitet von Regen.

Bei schönem Wetter nahmen wir in Twizel den A2O wieder auf und näherten uns Lake Ohau. Dieser ist unbekannter und kleiner als die populären Nachbarn Tekapo und Pukaki, aber deswegen nicht minder lohnenswert. Der Trail war fantastisch und übernachtet hatten wir an einem abgelegen und vollkommen in Wildnis scheinenden wundervollen Örtchen. Doch selbst dies war teil eines Campings. Und ja genau, dann war auch noch Silvester an jenem Abend und wir genossen einen vorzüglichen neuseeländischen Wein, aber erlebten den Übergang ins neue Jahr in unserer Tausendsterne-Unterkunft tief schlafend.

Ohne Kater meisterten wir mit viel Schweiss den höchsten Punkt des Trails und wissen nun das auch drei Kilometer auf Gravel Road mit starker Steigung und viel Gepäck zu einer Sache von Stunden werden kann.

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