AM ENDE DER FAHNENSTANGE

RÜCKBLICK INS WESEN DER KIWIS

Neuseeland hat uns fünf Monate beherbergt. Nicht nur das Land sondern auch einige seiner Bewohner hatten uns bei sich zu Hause. Zeit zurückzublicken was Land und Leute im Sommer und Herbst 2015/16 am anderen Ende der Welt bewegte.

Aus Europa hörte man von Flüchtlingen bis hierher. Aber das ist weit weg aus neuseeländischer Betrachtung und die Leute sind froh darüber weit weg und eher von geringer Bedeutung fürs Weltgeschehen zu sein. Dafür wenden sich die Kiwis lieber ihren eigenen Problemen zu. Beispielsweise ihrer Flagge. Abgesandte der Regierung tourten um die Welt und fanden heraus, dass die Welt den Unterschied zwischen der australischen und neuseeländischen Fahne kaum erkannte. Do you? Welche von den beiden obigen Flaggen steht für Neuseeland?

Es ist die mit den vier roten Sternen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist den beiden Flaggen jedoch nicht abzusprechen.

Als wir ins Land kamen war bereits die Vorauswahl getroffen worden. Von ursprünglich 40 eingereichten Bewerbungen machte es ein Design ohne Union Jack ins Finale gegen die bestehende Flagge.

Neuseelands Flaggengegenvorschlag mit Silberfarn und Southern Cross
Gegenvorschlag zur bestehenden Flagge Neuseelands

Betrachtet man den Vorschlag findet man das Southern Cross darin wieder und dazu den Silberfarn. Dieses Symbol repräsentiert sämtliche Sportteams dieses Landes angeführt von den allseits geliebten All Blacks, die der Flagge auch noch etwas von ihrer Farbe abgaben. Als Gesandter des Team Maori Schweiz, das sich ebenfalls mit dem Silberfarn und orangem Tui-Hut schmückt, hätte Martin die Annäherung ans Team Maori Logo begrüsst. Allerdings war er nicht stimmberechtigt, wobei man dafür nicht zwingend Neuseeländer sein musste, sondern bloss ein mindestens 12 Monate gültiges Arbeitsvisum haben.

Um es vorwegzunehmen, die Flagge wurde abgelehnt. Veränderungen dieser Art haben einen schweren Stand. Man stelle sich einmal vor, die Schweiz wolle das Schweizerkreuz ersetzen. Selbst wenn auf der neuen Flagge ein Abbild des Matterhorns oder von Eiger, Mönch und Jungfrau prangt scheint dies ziemlich unvorstellbar.

Der Nein-Stimmenanteil zu Neuseelands Silberfarnflagge lag bei 56,6% und somit ähnlich hoch wie derjenige Schottlands zu seiner eigenen Unabhängigkeit im Jahre 2014 (55,3%) oder in der Schweiz zur Durchsetzungsinitiative (58,9%), die zur Zeit der Flaggenwahl aktuell war.

Die Diskussion ging hoch zu und her. Der Verlust vom Union Jack in der Flagge wurde gleichgesetzt mit dem Verlust der eigenen Identität.

Gleichzeitig zeichnet das neuseeländische Wesen ein eindeutiges und sehr stark verankertes Bild zur Rückbesinnung auf die Ursprünglichkeit des Landes. Der einheimische Kiwi ist gut, der aus England importierte Hase ist böse und das aus Australien eingeführte Possum gar Todfeind. Vor letzteren wird vor gar nichts halt gemacht sie zur Strecke zu bringen.

 

Andere Kreise riefen dazu auf, die Flagge nicht aus einer Laune heraus zu verändern, wie das Konzerne mit ihrem corporate design in immer kürzeren Abständen tun. Die Flagge Frankreichs entstand nach der Französischen Revolution, das US-Sternenbanner in der Unabhängigkeitsbewegung und diejenige Südafrikas nach dem Ende der Appartheit.

Grosse Worte, doch was meinte der Souverän dazu. Unsere nicht representative Umfrage zum Thema gab ein noch deutlicheres Nein. Nur bei den Weinmachern in der Hawke's Bay fanden wir überhaupt Befürworter für die neue Flagge, aber auch nur unter der jüngeren Generation. Die Ablehnungsgründe waren vielfältig, wenn auch nicht immer ganz nachvollziehbar..

 

  • Zu teuer, das Geld hätte besser eingesetzt werden können
  • Aus Prinzip gegen die Initianten aus der Politik
  • Unzufriedenheit mit dem Verfahren der Flaggenwahl
  • Wollte lieber eine andere Flagge, darum nun lieber gar keine neue
  • Wenn wir schon für Australien gehalten werden, warum lassen wir dann nicht gleich die Aussies Marketing für beide Länder machen?
  • Sieht nicht wie ein Farn aus, sondern eher wie ein Fischgrat. Würde es wie ein Farn aussehen wäre es etwas anderes..

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